Vor kurzem hörte ich in einem Interview so beiläufig die Behauptung fallen, das Christentum sei in der langen Geschichte keine Identität stiftende Kraft gewesen.
Wahr mag an dieser Aussage sein, dass vieles bei uns Christen äußerlich geblieben ist und dass zu wenig von einer verwandelnden Kraft des Glaubens spürbar ist. Denn wir kennen Sie doch alle zu gut die Kluft zwischen unserer Berufung und der armseligen Verwirklichung.....
Gibt es aber nicht auch das andere, das immer wieder Einzelne aufstehen, um sich zu wehren und zu schreien, wo andere lieber wegsehen und schweigen?!
Sind nicht die (kirchlichen) Bruderschaften im nordeuropäischen Raum – im 13. Jahrhundert gegründet – ein beredter Versuch praktizierten Christenlebens?
Nachbarschaftshilfe in Krisen- und Kriegszeiten, Kranken und Schwachen zur Seite zu stehen, war ihr vornehmster Dienst am Gemeinwohl. Brotgenosse = Kumpan zu sein, Mitglied einer Kompanie zu werden, ist das nicht ein durch und durch Evangelium gemäßes Verhalten, Brot sein und Brot werden für andere?
Wenn hier in Bislich schon vor 500 Jahren und mehr eine solche Bruderschaft ins Leben gerufen wurde, ist das ein großartiges Vermächtnis, das verpflichtet.
Wie retten wir ein solches Erbe?
Wer heute den Ablauf eines Schützenfestes und die anderen öffentlichen Auftritte einer Schützenkompanie verfolgt, wird vom Charisma der Gründerzeit zunächst wenig wiederentdecken.
Und wer ein so großes Jubiläum – 500 Jahre – feiert, kann auch der Redlichkeit wegen den Fragen nicht ausweichen:
Wie geht es uns mit unserer Berufung?
Aus welchen Quellen leben wir?
Wofür stehen wir?
Pflegen wir nur noch Äußerlichkeiten und verkommen zu einem Folkloreverein?
Mir scheint, unsere Zeit stellt uns viele neue Aufgaben und Herausforderungen. Sehen wir Sie? Sind wir bereit, sie anzunehmen?
Mein Wunsch an Sie alle:
„Nichts fordert so viel Treue wie lebendiger Wandel".